Hausarbeit 10.11.93 ---------- 11.11.93 Der Richter und sein Henker, Charakteristik: Hans Bärlach --------------------------------------------------------- Lebenslauf: - Geburt in Bern - Langen Auslandsaufenthalt 10 Jahre in türkischen Diensten, Konstantinopel 1908: Trifft Gastmann in Konstantinopel in der Vorstadt Tophane Ab hier gilt die Wette. Gastmann taucht immer wieder in Bärlachs Laufbahn auf. - Dann in Deutschland - Zuletzt Kriminalpolizei Frankfurt am Main vorgestanden - 1933: Rückkehr nach Bern Episode: - Bärlach gibt braunem hohen Beamten eine Ohrfeige - Wird in Bern zuerst als empörend, dann als verurteilenswert, begreiflich, - aber erst 1945 wird die Ohrfeige als einzig mögliche Haltung für einen Schweizer angesehen! - November 1948 spielt der Richter und sein Henker Sein Haus: - B. wohnt in Bern in Altenberg an der Aare, Altenbergstraße - "immer" offene Haustür ------------------- | | | Eßzimmer | -----------| | | | | Tür | Tür | | | | ------- --- ------- | Schlaf- |###### ######| Arbeitszimmer, Halle, Bibliothek | zimmer |# ::::i#| : = Couch | (+) | Tür | OOOOOOO | Tür | (*) | |# #| (*)=Lehnstuhl | |###### ######| # = Bücher, OOO=Schreibtisch, (+)=Sessel ------------------ --- ------- Tür |> i| Vorraum > Uhr, i=Lampe | --- | Haustür Handlungen Bärlachs nach dem Mord: - Zuerst absolute Geheimhaltung - Besuch bei Frau Schönler - Sucht gezielt Mappe (Er hat schließlich Schmied beauftragt.) - Ißt zu Mittag, liest in Mappe - geht zu Lutz Gespräch: Bärlach hat einen Verdacht, den er Lutz gegenüber nicht äußert, läßt sich Tschanz holen - Fährt zum Tatort, findet Kugel - Nächster Tag: - Liest Mappe, dann kommt Tschanz Gespräch: Bärlach lobt Schmied in der höchsten Tönen, wohl wissend, daß Tschanz diesen nicht leiden kann. Identifikation der Kugel(Armeerevolver) Überraschung für Bärlach: Der Mörder schildert den Tathergang schon jetzt selbst. Danach heuchelt Bärlach den Ahnungslosen in Bezug auf Schmieds Besuche bei Gastmann und die Hinweise darauf. Er kennt ja Schmieds Kalender. Er spielt den dummen, alten Kommissar, dem man alles haar- klein erklären muß. Hält auch Tschanz gegenüber seinen Verdacht geheim(Warum wohl?). Will am Abend, für Tschanz unerwartet, mit zu Gast- mann fahren. - Abend: Er erwartet Tschanz auf der Couch liegend in seinem Arbeitszimmer. Tschanz kommt herein und schaut sich um. Bärlach "erwacht" und tut trottelig("immer spannend, heim- zukehren und zu sehen, ob einem etwas gestohlen worden ist..." Danach verunsichert er Tschanz: "Ist es denn so schlimm - Ja, es ist so schlimm. (...) Unsinn, es gilt einen Mörder zu finden. Das könnte Ihnen gerade so passen, daß ich zu Hause bleibe." Fahrt nach Lamboing. Tankstellenkomödie. Warten im Auto. Fahrt zu Gastmann. Verunsicherung Tschanz: S. 30 Gendarm? - "Es ist alles möglich, Tschanz" Überhaupt stellt sich Bärlach wieder dümmer als er ist. Hundeszene: Bärlach geht ums Haus, wissend, daß ihn ein Bluthund erwartet. Trotzdem ist er von der Größe des Tieres überrascht. Tschanz schießt. Gespräch mit Schwendi. Bärlach trennt sich von Tschanz. Um Tschanz weiter zu verun- sichern hält er ihn am Tatort an und läßt ihn den eigenen Mord mit vertauschten Rollen nacherleben. Ab hier duzt er Tschanz. => Tschanz weiß ab jetzt 100%ig, daß Bärlach von seiner Rolle als Täter weiß. S. 41: "Jetzt kann er fahren, wie er will." Bärlach führt Tschanz bei der Ermittlung sozusagen an einer Leine entlang und läßt ihn nicht los. Erst, als er sicher ist, daß er ver- suchen wird, Gastmann zu ermorden. - nächster Tag: Bärlach will nach Schwendis Gespräch die Erlaubnis, bei Gastmann vorsprechen zu können. Beerdigung. Nach der Beerdigung im Wagen. Bärlach verstellt sich auch Lutz gegenüber. Er tut so, als wisse er von nichts. Gespräch mit Gastmann: Bärlach hat Schmied auf Gastmann gehetzt. Er bestätigt Gastmann, daß er nur noch ein Jahr zu leben hat und sich sehr bald operieren lassen muß, obwohl er dies erst jetzt erfährt. Gastmann erzählt(Rückblende): Wette, drei Tage danach wirft Gastmann einen Kaufmann ins Wasser und Bärlach versucht ihn zu retten. Gastmann gewinnt den Prozeß. Bärlach bestätigt dies "bitter..., bleicher als sonst." Gastmann geht, die Mappe mitnehmend. Bärlach läuft ihm mit dem Revolver nach. Gastmann ist schon weg. Bärlach bekommt einen Anfall: "Was ist der Mensch?" - Geht langsam zu Fuß ins Büro zurück. Lutz unterrichtet ihn von von Schwendis Besuch und erklärt ihm, daß Gastmann voll- kommen unschuldig in jeder Hinsicht sein muß. Bärlach redet hier Lutz nach dem Mund. Er verlangt am Schluß Krankenurlaub auch das äußerst untertänig. Geht in sein Büro zurück. - Gespräch mit Tschanz: Bärlach will zum Schriftsteller. Weitere Verunsicherung Tschanz. In Bezug auf die Mappe belügt er Tschanz wiederum. Abfahrt. "Nicht so schnell, Tschanz, nicht so schnell. Nicht daß ich Angst habe, aber mein Magen ist nicht in Ordnung. Ich bin ein alter Mann." - Schriftsteller: Bärlach denkt: "Er ist unhöflich, er liebt die Polizisten nicht; Schriftsteller haben Polizisten nie geliebt." "Es ist die Eitelkeit des Schriftstellers, daß er ernst genommen werden wolle." Bärlach fragt den Schriftsteller mit Menschlichkeit aus, während Tschanz nach dem "Polizeibuch" vorgeht. Bärlach gibt keinen Pfennig für die Freiheit des Nichts von Gast- mann. Seine Position als Gegenpol zu diesem wird überdeutlich. Sie verlassen den Schriftsteller. - Autofahrt. Wutanfall Tschanzs: Bärlach treibt seine Rolle Tschanz gegenüber auf die Spitze. Dieser bekommt einen Wutanfall und ver- sucht verzweifelt, Bärlach zu einem Gespräch mit Lutz zu bewegen. - Bärlach spielt den alten Mann, der zu nichts mehr fähig ist. Er will angeblich eine Woche Urlaub machen und suggeriert damit Tschanz, er hätte freie Hand. - Arztbesuch: Versicherung über Gastmanns Informationen, über Quelle dieser Infos. - Einbruch bei Bärlach: Sonntag früh um 2 Uhr. Verhindert trickreich seinen Tod. Holt Tschanz. Sagt ihm indirekt, daß er ihn für den Einbrecher hält. Zeigt sich aber so geschickt als todkranken, daß Tschanz Mitleid bekommt und unverrichteter Dinge das Haus verläßt. - Am nächsten Morgen will er in die Berge fahren, holt sich ein Taxi. Erwischt dann Gastmanns Auto. Gedanken Bärlachs: "Den Fontana sollte ich doch endlich einmal bezahlen!" Gespräch: Gastmann droht Bärlach. Bärlach kündigt Gastmann seinen "Henker" an. "Er wird dich töten, denn das muß nun eben einmal in Gottes Namen getan werden." - Tschanz bringt Gastmann um. - nächster Morgen: "Aufklärung" durch Lutz - Essen bei Bärlach Er stellt sich gegenüber Tschanz kerngesund, spielt den Übermächtigen. Dies treibt Tschanz zu einem Geständnis. - Am nächsten Morgen: Operation ============================================================================================== Bärlach: - schlagfertig, läßt sich nicht einschüchtern. Von Gastmann nicht, von Lutz nicht, von Schwendi nicht. - Wette: These Bärlachs: Die menschliche Unvollkommenheit, die Tatsache, daß wir die Handlungsweise anderer nie mit Sicherheit vorauszusagen, und daß wir ferner den Zufall, der in alles hinein- spielt, nicht in unsere Überlegungen einzubauen vermögen, der Grund ist, der die meisten Verbrechen zwangsläufig zutage fördern müsse. Ein Verbrechen zu begehen nannte er eine Dummheit, weil es unmöglich sei, mit Menschen wie mit Schachfiguren zu operieren. - Lebensinhalt: Verfolgung von Gastmann - Hält wenig von Zeitungen, Toten, moderner Kriminalistik, Ärzten, Protokollen - "Tote schafft man so schnell als möglich fort, die haben nichts mehr unter uns zu suchen." - Liebt stille Polizisten, mehr die Sprache Deutsch als Französich (S.14 oben) - Ist oft ironisch: ">> Man hat nichts gehört als den Motor die Nacht durch laufen, aber man hat nichts Schlimmes dabei gedacht. >> Natürlich, wie sollte man auch." - Hundeszene: "Das Unvermutete der Begegnung, die Mächtigkeit des Tieres und das Seltsame der Erscheinung lähmten ihn. Zwar verließ ihn die Kühle seiner Vernunft nicht, aber er hatte die Notwendigkeit des Handelns vergessen. Er sah nach dem Tier, unerschrocken, aber gebannt. So hatte ihn das Böse immer wieder in seinen Bann gezogen, das große Rätsel, das zu lösen ihn immer wieder aufs neue verlockte." - geht gerne zu Fuß - hält Bern(!) für zu klein für Trams und dergleichen - kann Frau Schönler nicht die Wahrheit über Schmied sagen, (Wer unterrichtet sie? Sie ist nachher bei der Beerdigung!) Er weicht aus. - hat Magenkrebs (Magenbeschwerden auf längere Zeit, nach Operation nur noch ein Jahr zu leben ist garantiert Krebs!) "die Krankheit, die an seinem Leibe fraß." - "Abschriften oder Photokopien besitzest du nicht, ich kenne dich." - ist begeisterter Esser. Bittere Ironie: Er ist schließlich magenkrank. - hat menschliche Untersuchungsmethoden: Schriftsteller - hält wenig von Arzneimitteln: Benutzt am Sonntag zum ersten Mal ein Schmerzmittel. - Vorurteil: S.42: "Man kennt ja die Samstage, da zeigen die Beamten die Zähne bloß aus schlechtem Gewissen, weil sie die Woche über nichts Gescheites gemacht haben." Beamter=Bürohengst in diesem Fall - Eine ganze Sammlung von Vorurteilen gegen Schriftsteller s.o. - Kennt Gastmann sehr gut, so gut, daß er sich von ihm wiederum reinlegen läßt: "Willst du nicht den Revolver...? Du hast die Munition herausgenommen. Eben." Die Waffe war geladen. - ist seinen Gegnern gegenüber unbarmherzig - schlechter Richter, wenn er Gastmann richtet ohne Beweise und ohne Prozeß - arbeitet in diesem Buch eigentlich gegen seine Überzeugung: Er spielt mit Menschen wie mit Schachfiguren, ermordet bewußt seinen Gegner. Ist tollkühn, nicht mehr vorsichtig. Er setzt in dieser Story alles auf eine Karte. Äußerlichkeiten: - ist über sechzig, hagere Finger - Raucht Zigarren (besonders gerne in Lutzs Büro!) - ergrauter, soignierter Herr(Kapitel 14) - scheint einen "Agentenblick" zu haben: "den Jungen neben sich aus seinen kalten Augenschlitzen ruhig betrachtend." - hat ein undurchdringliches Gesicht, undurchdringlichen Blick Aus dem Deutschheft: - Gegentyp des üblichen Kommissars, das Gute, Idealist: Gesellschaftlich nützliche Existenz, dick - vertritt die Gesellschaft, die Wertvorstellungen Verhalten gegenüber Tschanz: - spielt den alten, kranken, schwachen, trotteligen, pathetischen, nach Ruhe und Frieden strebenden Kommissar, der bald aus dieser Welt scheidet. Er gibt ihm nur hin und wieder Hinweise, wenn sie auf den Mörder direkt zu sprechen kommen. Dann sagt er zwar indirekt, aber klar und deutlich Tschanz ins Gesicht, das er ihn für den Mörder hält. - Am Schluß dreht er die Rolle ins Gegenteil. Fremdcharakteristik: a) Lutz - hält Bärlach für den "berühmtesten Kriminalisten" - für rückständig in seinen Untersuchungsmethoden - gehört zum rostigen Eisen - kriminalistisch völlig ahnungslos - trotz allem scheint er großen Respekt, oder zumindest Angst vor Bärlach zu haben. Er traut sich erst spät ihm zu sagen, daß er Gastmann in Ruhe lassen soll, obwohl er Bärlachs Vorgesetzter ist. b) Gastmann - biederer Mensch - sei halb gescheitert Selbstcharakteristik: - ist "ein großer alter schwarzer Kater, der gerne Mäuse frißt." Ausformulierung: ---------------- Vom Äußeren her ist Kommissar Hans Bärlach eine alte, etwas dickliche Gestalt mit hageren Fingern. Seiner Umgebung zeigt er meist ein undurchdringliches Gesicht und betrachtet sie durch seine zusammengekniffenen Augenschlitze. Er wirkt schon vom Aussehen her todkrank und verfallen, auch wenn er dies beim Abendessen mit Tschanz gut zu verbergen weiß. Trotz seines Gesundheitszustandes raucht er gerne Zigarren. Ob er das nun tut, um Lutz zu ärgern, oder um sich selbst zu beruhigen. Dies geschieht z. B. im ersten Gespräch mit Tschanz, als dieser ihm eiskalt den Tathergang schon jetzt beschreibt. Er hat seit Jahren Magenkrebs und ist, bittere Ironie, ein leidenschaftlicher Esser. Dies wird deutlich beim Verhör des Schriftstellers, mit dem er eine dreiviertel Stunde lang nur über Essen redet. In dieser Szene zeigt sich ebenfalls seine Menschlichkeit und sein Wunsch eine direkte Beziehung zu seinen Mitmenschen aufzu- bauen. Unter Menschlichkeit darf man vielleicht auch den Versuch einordnen, Frau Schönler den Tod ihres Untermieters so lange wie möglich zu verschweigen. Von der Grundeinstellung ist er ein überaus biederer Mensch. So charakterisiert ihn nicht nur Gastmann, so verhält er sich wirklich. Er tritt für das Recht ein, legt keinen Wert auf Äußerlichkeiten und sieht eine gesellschaftlich nützliche Existenz als erstrebenswertes Ziel an. Er ist, kurz gesagt, ein Idealist. Somit stellt Bärlach den exakten Gegenspieler zu Gastmann dar. Gastmann ist ein Nihilist, er hat keine erstrebten Ideale und lebt nur aus der Laune des Augenblicks. Es ergibt sich demzufolge in diesem Buch ein Machtkampf zwischen zwei Extremen: Gut und Böse. Bärlach nimmt hierbei die Position des guten Menschen ein, während Gastmann das Böse verkörpert. Bärlach ist außerdem ein überaus konservativer Mensch, vielleicht schon satirisch konservativ. Die Einrichtung von öffentlichen Verkehrsmitteln in einer so "kleinen" Stadt wie Bern hält er für absurd. Er geht aus Gewohnheit grundsätzlich zu Fuß(S.10), hält weder von Ärzten(S.18), Protokollen(S.20), Zeitungen(S.8) noch von moderener Kriminalistik(S.18) etwas. An das Französiche gewöhnt er sich nur ungern, denn er bevorzugt lieber den deutschen Begriff "Lamlingen" als "Lamboing". Er hat zudem eine Sammlung von Vorurteilen parat, die jedoch eher so scheinen, als würde Dürrenmatt durch ihn sprechen bzw. denken. So auf S.45: "Man kennt ja die Samstage(...) Da zeigen die Beamten die Zähne bloß aus schlechtem Gewissen, weil sie die Woche über nichts Gescheites gemacht haben." Mit Beamten bezieht er sich hier vermutlich auf Leute wie Lutz, den typischen "Bürohengsten". Aber auch die Schriftsteller selbst bleiben nicht unkritisiert: "Schriftsteller haben Polizisten nie geliebt."(S.76) Damit, daß Bärlach entdeckt, daß er nur noch wenige Tage Zeit hat, um seinen Gegner Gastmann zu stellen, gibt er auch seine Grundsätze und Ideale auf, wird zu einem "schlechten Richter" über Gastmann, läßt ihn mehr oder weniger umbringen. Das, was er eigentlich erreichen will und gewollt hat, wird ihm durch den Zufall, in diesem Fall sprich Tschanz gekoppelt mit seinem Magenkrebs, unmöglich gemacht: die Verbrechen Gastmanns zu beweisen. Seine einzige Möglichkeit Gastmann in irgendeiner Form zu bestrafen, hat nur noch in einer Art Mord, in einem "Straf- vollzug" ohne Prozeß bestanden. Schließlich gibt er seine Menschlichkeit auf: Der Mord und die Hölle, die er Tschanz besonders zum Ende hin bereitet hat, sprechen eine deutliche Sprache. Aber auch gegen viel schlichtere Grundsätze seinerseits "verstößt" er: Er benutzt Tschanz und Gastmann wie Schachfiguren und hetzt sie aufeinander. Sogar seine Biederkeit und Vorsicht gibt er auf, wagt tollkühn ein Spiel, daß vollkommen freischwebend auf der Unberechenbarkeit des Zufalls basiert. Er hat, der Zufall will es wieder, Erfolg, mit der Konse- quenz, die Wette zu verlieren. Bärlach ist etwa 1890 in Bern geboren und besucht zusammen mit seinem jetzigen Arzt Samuel Hungertobel das Gymnasium. Nach der Polizeischule, auf die er sicher- lich auch gegangen ist, ist er jahrelang in seiner Aufgabe als Polizist im Aus- land. Zehn Jahre lang ist er in türkischen Diensten in Istanbul. Dort lernt er um 1908 dann auch in der Vorstadt Tophane in einer Gaststätte Gastmann kennen. Er schließt mit ihm eine Wette ab, nach der er, Bärlach, in Zukunft versuchen solle Gastmann eines der Verbrechen zu beweisen, die dieser gedenke ab nun zu begehen. Es geht dabei um die grundsätzliche Überlegung ob a) ein Verbrechen nur dann ein Verbrechen ist, wenn man dafür bestraft wird und b) ob jedes Ver- brechen automatisch durch den Zufall zu Tage kommen müsse und deswegen aufklärbar sei. Schon drei Tage danach beginnt Gastmann seinen Teil der Wette in die Wirk- lichkeit umzusetzen: Er stößt in aller Öffentlichkeit einen Kaufmann ins Wasser. Der Rettungsversuch und die Versuche Gastmann den Mord nachzuweisen scheitern an Zufälligkeiten. In den folgenden Jahren begegnet Bärlach Gastmann noch häufi- ger, kann ihn aber mit den Mitteln der Justiz nicht festnehmen. Bärlach erklimmt Sproße um Sproße seiner von Gastmann als "bescheiden" abgetanen Erfolge. Schließ- lich landet er in Deutschland in Frankfurt am Main als Vorsitzender der dortigen Kriminalpolizei. Als 1933 die Nazis die Macht übernehmen, verläßt er Deutschland, nicht ohne einem hohen braunen Beamten eine Ohrfeige gegeben zu haben. Dürren- matt gibt an dieser Stelle einen kräftigen Seitenhieb auf die Schweiz ab, in der man über diese Ohrfeige geteilter Meinung ist, und erst 1945, als alles vorbei ist, sich getraut diese von Bärlach gezeigte Courage, die ihm schließlich seinen Posten gekostet hat, als einzig richtig anzusehen. 1948 spielt nun der Richter und sein Henker in der Gegend um Bern.